Was kann die Homöopathie? Wo sind ihre Grenzen? Und warum ist diese "sanfte" Heilkunst in unerfahrenen Händen nicht ganz ungefährlich?
Wenig belastet einen Hunde oder Katzenbesitzer mehr als ein krankes Tier. Was sich die meisten in solchen Fällen wünschen, ist eine schnelle Linderung der Beschwerden möglichst ohne Nebenwirkungen. Immer mehr Tierbesitzer schwören gerade aus diesem Grund auf die Homöopathie.
Zu Recht, wie der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Veterinärmedizinische Homöopathie, Dr. Peter Knafl, erläutert, der in seiner Ordination in Klosterneuburg ganz auf die klassische Homöopathie setzt: „Das Besondere an der Homöopathie ist der ganzheitliche Zugang zum Tier. Anders als in der Schulmedizin wird damit nicht nur die eine spezielle Erkrankung behandelt. Klassische Homöopathen erfassen das Tier in seiner Gesamtheit. Es geht uns nicht darum, das eine Symptom zum Verschwinden zu bringen, sondern die Selbstregulationskräfte des Körpers zu stärken und so zu einer ganzheitlichen Heilung zu führen.“
Ähnliches durch Ähnliches heilenWie kann man sich das vorstellen? Die Homöopathie geht auf den deutschen Arzt und Apotheker Dr. Friedrich Samuel Hahnemann zurück, der seine Arbeit dazu bereits 1796 veröffentlichte. Kurz umschrieben liegt der Homöopathie folgendes Prinzip zugrunde: „Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden“ (similia similibus curentur). Jene Substanzen, die bei Gesunden – seien es Tiere oder Menschen – ein Symptom hervorrufen, heilen dieses auch. Hahnemann leitete diese Theorie von der Beobachtung ab, dass Chinarinde, die zu den gleichen Symptomen führt wie bei Malaria, diese auch heilt. Anders als in der Schulmedizin, in der jeder menschliche oder tierische Patient mit einer bestimmten bakteriellen Infektion dasselbe Antibiotikum erhält, muss in der klassischen Homöopathie das möglichst genau passende Mittel individuell für jedes Tier gefunden werden. Und darin liegt die Kunst des behandelnden Tierarztes, der sich das Wissen dazu in jahrelangem Studium erwirbt.
Das passendste Mittel findenAber wie wird das optimale Homöopathikum gewählt? Dazu muss sich der Tierarzt genau mit dem Tier beschäftigen. Und dabei geht es um viel mehr als um die aktuelle Situation. Er muss z.B. wissen, wann die Symptome erstmals aufgetreten sind, wodurch sie sich verbessern oder verschlechtern oder ob Elterntiere bereits darunter gelitten haben. Aber das ist noch nicht alles. Auch der Charakter und die Vorlieben des Tieres sind entscheidend. Handelt es sich um ein ängstliches oder ein mutiges Tier? Schläft es viel oder wenig? Frisst es hastig oder ist es wählerisch? „Auf alle diese Informationen bin ich bei der Wahl des Mittels angewiesen. Je mehr mir Besitzer von ihren Hunden und Katzen erzählen können, desto genauer passt das Mittel für das Tier. Zusätzlich nehme ich mir möglichst viel Zeit, Hund und Katze in der Ordination zu beobachten“, erklärt Veterinär Knafl.
Kompetenz ist gefragtDas optimale Mittel, das sogenannte „Similisissimum“, ist prinzipiell in der Lage, die Selbstheilungskräfte des Tieres so anzuregen, dass eine vollständige Heilung einsetzt. Wie Knafl betont, ist es aber auch nötig, die Haltung optimal zu gestalten: „Wird ein Tier etwa ständig überfüttert, dann kann auch die Homöopathie die schädlichen Folgen nicht verhindern.“ Und Spezialist Knafl räumt mit zwei weiteren Irrtümern auf: „Vielfach herrscht die Meinung, die Homöopathie sei nur eine Methode für chronische Erkrankungen. Das stimmt nicht, ganz im Gegenteil: Je akuter die Erkrankung, desto rascher die Heilung durch Homöopathie. Sehr lang dauernde Krankheitsprozesse benötigen auch viel Zeit zur Heilung. Und noch eine Vorstellung ist nicht ganz korrekt. Nämlich die, dass Homöopathie keine Nebenwirkungen hätte.“ Tatsächlich führt das falsche Homöopathikum, wenn es über einen längeren Zeitraum gegeben wird, genau zu den Symptomen, die es heilen kann. Dr. Knafl betont eindringlich: „Mit Homöopathika sollte daher ebenso verantwortungsbewusst umgegangen werden wie mit Antibiotika, Rheumamitteln oder anderen schulmedizinischen Medikamenten.“ Veterinärhomöopathen absolvieren eine mehrjährige Spezialausbildung und erhalten nach einer Prüfung durch die Österreichische Gesellschaft für Veterinärmedizinische Homöopathie (ÖGVH) das Diplom für Veterinärhomöopathie. Der Titel des Fachtierarztes von der österreichischen Tierärztekammer ist an das Doktorat gebunden. So ist die Qualität der tierärztlichen Homöopathie in Österreich gesichert.
INFOS & KONTAKTWeitere Informationen zum Thema Homöopathie und eine Liste spezialisierter Tierärzte finden Sie auf der Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Veterinärmedizinische Homöopathie (ÖGVH):
www.oegvh.at;
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zur Homöopathie
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RICHTIG |
Homöopathie nutzt nur bei chronischen Erkrankungen. |
Je akuter die Erkrankung ist, desto rascher kann sie auch mit Hwerden.
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Ein mittel, das einem Tier hilft, hilft auch allen anderen. |
Für jedes Tier muss das ganz spezielle Mittel gefunden werden. Entscheidend für die Auswahl sind nicht nur das Symptom, sondern beispielsweise auch Charakter und Vorlieben des Tieres.
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Je mehr mittel, desto wahrscheinlicher ist die Heilung. |
Nach den Lehren der klassischen Homöopathie heilt das passende Einzelmittel alle Symptome. Zu viele mittel stören den Heilungsprozess.
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Homöopathika haben keine Nebenwirkungen, mit ihnen kann man nichts falsch machen. |
Homöopathika können bei falscher Anwendung jene Symptome hervorrufen, die sie heilen. Ihre Anwendung gehört in erfahrene Hände. |