In den östlichen Ernährungswissenschaften wie Tibetischer-, Ayurvedischer- und Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) spielt der Geschmack in der Therapie eine große Rolle. Alle drei entstammen einer Wurzel und sind stark mit der Natur verwoben, sie entwickelten sich über tausende von Jahren aus Naturbeobachtungen. So entstanden in jeder dieser drei Wissenschaften ein fünf Elementesystem, bei dem auch die fünf bzw. sechs Geschmacksrichtungen – sauer, bitter, süß, scharf, salzig und herb eine wichtige Rolle spielen.
Die einzelnen Geschmacksrichtungen beeinflussen bestimmte „Organe“ oder Funktionen im Körper, sie beeinflussen die Energie (Qi, Prana) und können positive sowie negative (wenn im Übermaß genossen) Zustände im Körper herstellen. Ähnlich einem Medikament, kann der Geschmack auch „überdosiert“ werden und sich negativ auf den Organismus (die entsprechenden Organe, die entsprechende Emotionen) auswirken.
Auch in der Tibetischen Medizin spielt der Geschmack der Nahrungsmittel eine wichtige Rolle für die biologische Funktion. Ausgehend von den sechs Geschmacksrichtungen, kann der tibetische Arzt sagen, ob der Gesundheitszustand von den verwendeten Nahrungsmitteln günstig oder ungünstig beeinflusst wird. Wer seinen Konstitutionstyp kennt, kann Nahrungsmittel auswählen, die ihn stärken und jene vermeiden, die ihn schwächen. Abgesehen davon, dass Heilkräuterrezepturen von den Ärzten mittels der sechs Geschmacksrichtungen zusammengestellt, um harmonisch im Körper zu wirken.
Westlich gesehen, ruft jeder Geschmack bestimmte Abläufe im Körper hervor, damit er Vitamine, Mineralien, etc. aus der Nahung ziehen und für den Körpergebrauch umwandeln kann. Wenn wir regelmäßig die eine oder andere Geschmacksrichtung bewusst oder unbewusst ausschließen oder verstärkt zu uns nehmen, dann erzeugen wir dadurch eine einseitige Ernährungssituation.
Zum einen deutet eine klar bevorzugte Geschmacksrichtung auf ein bestimmtes energetisches Ungleichgewicht, zum anderen besagt auch der Geschmack, den wir im Mund empfinden ohne etwas gegessen zu haben, etwas über dieses Ungleichgewicht aus. Wenn Sie sich für eine Therapie in einer dieser drei östlichen Wege entscheiden, kann es vorkommen, dass Ihnen für kurze Zeit die eine oder andere Geschmacksrichtung vermehrt empfohlen oder Ihnen davon abgeraten wird. „Geschmack als Therapie“ ist ein so komplexes Thema, dass ich Selbstanwendern empfehle, immer alle Geschmacksrichtungen bei einer Mahlzeit mit dabei zu haben, um gut versorgt und in Harmonie zu sein.
Sie ahnen sicher schon, dass es gar nicht so einfach ist, Geschmack als Therapie einzusetzen, da das „zuviel davon“ für jeden Menschen individuell ist. Für eine ausgewogene Ernährung ist es wichtig, dass möglichst alle Geschmacksrichtungen vorkommen. Trotzdem möchte ich Ihnen hier die Welt des „Geschmacks als Therapie“ kurz und stark vereinfacht vorstellen, denn es ist eine Welt voller Möglichkeiten.
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