Das größte Risiko stellt das sexualfeindliche Klima dar, in dem über Körper und Sexualität nicht gesprochen wird, weil den Kindern die Worte und die Voraussetzungen fehlen, Gefahren zu erkennen, sich gegen Übergriffe zu wehren und rechtzeitig Hilfe zu suchen. Als zweites Risiko tritt die autoritäre Erziehung hinzu, die es dem Kind unmöglich macht, gegenüber Erwachsenen „NEIN“ zu sagen.
Sexualerziehung als Aufbau einer Barriere gegen Grenzüberschreitungen
Erziehung gestaltet sich durch Beziehung – besonders, wenn es um Vermittlung von Wissen über den eigenen Körper, den Intimbereich geht.
Sexualerziehung kann somit v. a. auf der Basis tiefen Vertrauens erfolgen, der „professionelle“ Raum von Schule oder Kindergarten allein ist da zu wenig.
Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Verständlichkeit sind die Maximen:
Sexualerziehung wird zu einer Maßnahme der Prävention gegen Missbrauch, wenn sie – als Teil der Erziehung verstanden – Kindern und Jugendlichen von Anfang an jene Beziehung zum eigenen Körper mit all seinen Organen vermittelt, die ihnen Selbstbestimmung auf dem Weg zum Du in all seinen Facetten, auch der erotisch sexuellen, ermöglicht. Dieser früh entwickelte Mut zu Selbstsicherheit und damit auch Verteidigung der Integrität des eigenen Körpers kann Missbrauch und Misshandlung zwar nicht verhindern, er kann aber zumindest eine Barriere gegen Grenzüberschreitung darstellen.
Starke und unabhängige Kinder
Prävention ist keine punktuelle Maßnahme, sondern eine grundlegende Erziehungshaltung.
Lernen, sich zu behaupten: 7 Botschaften an Kinder
Über deinen Körper bestimmst du allein!
Du hast das Recht, zu bestimmen, wie, wann, wo und von wem du angefasst werden möchtest.
Erwachsene müssen lernen, den Körper von Kindern zu respektieren: Oft werden Kinder von Erwachsenen angefasst, geküsst oder hochgehoben, ohne dass auf ihre verbalen oder nonverbalen Zeichen geachtet wird. Ein Kind darf auch ein Geschenk annehmen, ohne dass es dafür Onkel oder Tante umarmen und küssen muss. Kindern muss vermittelt werden, dass sie einzigartig und liebenswert sind. Wenn Kinder auf ihren Körper stolz sind, können sie ihr „kostbares Gut“ besser schützen.
Deine Gefühle sind wichtig!
Du kannst deinen Gefühlen vertrauen. Es gibt angenehme Gefühle, da fühlst du dich gut und wohl. Unangenehme und seltsame Gefühle sagen dir, dass etwas nicht stimmt. Es ist gut, wenn du mit uns über deine Gefühle sprichst, auch wenn es schwierige Gefühle sind.
Kinder müssen wissen, dass sie anders fühlen können und dürfen als ihre Eltern. Mit diesem Wissen und dem Ernstnehmen der eigenen Gefühle fällt es ihnen leichter, sich unangenehmen Berührungen mit deutlichen Worten zu entziehen, weil sie nicht befürchten müssen, dass sie deswegen auch von den Eltern oder ihrer Vertrauensperson abgelehnt werden. Wenn Kinder unangenehme Gefühle beachten und ausdrücken können, ist das eine Stufe zum Schutz vor sexuellem Missbrauch.
Übersicht zu diesem Artikel: |
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Seite 1 Wie kann sexuelle Gewalt an Kindern verhindert werden? |
Seite 2 Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen |
Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend
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