Lange Zeit bestand unter Wissenschaftlern Unklarheit, ob und ab wann der menschliche Fötus in der Lage ist, zu hören. Mittlerweile steht fest, dass wir schon im zarten intrauterinen Alter von viereinhalb Monaten Geräusche erkennen können. Das Ohr ist also unser erstes funktionsfähiges Sinnesorgan. Aus diesem Blickwinkel heraus, behauptet Tomatis, ist die Stimme unserer Mutter die erste auditive neurologische Matrize im Nervensystem. Und die von ihm entwickelte “Hörkur“ bemüht sich um die musikalische Rückführung des Ohres in diesen ursprünglichen Zustand, indem vorhandene Barrieren abgebaut werden.
Mit dem ersten Schrei nach der Geburt beginnt unser autonomes Leben, ab diesem Moment versorgt sich das System Mensch selbst mit Energie. Ein selbstregulierender Kreis entsteht: Die vom eigenen Körper ausgesandten Schallwellen werden vom Ohr aufgenommen und stimulieren Hirn und Körper. Im Lauf der kindlichen Entwicklung setzen sich Erfahrungen und Erlebnisse in der Psyche fest und führen nach und nach zu einer Veränderung des Hörens. Jedes Individuum hört nun anders.
Hier setzt die Arbeit des Tomatis- Instituts an, von der sich vor allem Mütter mit jenen Kindern Hilfe erhoffen, die extrem unkonzentriert oder nervös sind, Lernschwierigkeiten oder Sprachstörungen haben. Wie beispielsweise Uta Bremer und ihr Sohn Alexander. Den elfjährigen Junge plagten seit Jahren schlechte Schulnoten, er war hektisch und stotterte, sein geringes Selbstwertgefühl wollte er durch ständige Kaspereien und das Ärgern von Schulkameraden kompensieren. “Die Probleme waren massiv“, erinnert sich die Mutter, “und die konsultierten Kinderärzte und Psychologen wussten keinen Rat mehr.“
Im Tomatis-Institut unterzogen sich Sohn und Mutter einer Kur, für beide wurde ein individuelles Hörprogramm entwickelt. Schon nach ein paar Tagen wurde Alexander entspannter, konnte ruhig in der U-Bahn sitzen und erledigte seine Schulaufgaben mit mehr Elan. Die Leistungen in der Schule stabilisierten sich. “Früher wollte er jeden Abend zum Einschlafen zu uns ins Bett“, erzählt Frau Bremer, “heute schläft er gerne allein.“ Aber auch die Mutter spürte Veränderungen: “Ich gewann Distanz zu meinem Sohn, viele meiner Ängste gingen verloren.“ Die Fixierung auf das jüngste ihrer drei Kinder ließ nach, auch sie entwickelte neues Selbstbewusstsein. In den über 200 Instituten auf der Welt behandelt man aus diesem Grund Mutter und Kind immer zusammen. Sobald sich der geliebte Nachwuchs verändert, beginnt auch die Mutter ihre Erfahrungen zu relativieren. Die ewige Sorge um den Sprössling weicht einem gesunden Zutrauen in die neu gewonnenen Fähigkeiten. Und dieses Vertrauen spürt das Kind - auch ohne sprachliche Kommunikation.
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